Über den Hintergrund der Schellack

Von der Laus zu Lomuto

The International Tango Argentino Foundation (TITAF) widmet sich der Bewahrung und Restaurierung aller Tango-Aufnahmen, um die langfristige Haltbarkeit und den öffentlichen Zugang zu gewährleisten.

Warum helfen? Die richtige Zeit ist jetzt!

Die ersten Tonaufnahmen

Die ersten Tonaufnahmen wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts versucht: 1860 ließ Édouard-Léon Scott de Martinville in seinem Phonautographen eine Schweineborste die Tonschwingungen eines Volkslieds in Rillen auf eine rußgeschwärzte Walze schreiben, um die Schallwellen zu visualisieren. Die Tonaufnahme war nicht zur Wiedergabe gedacht und konnte erst 2008 (!) rekonstruiert und hörbar gemacht werden.

Thomas Edison entwickelte 1877 mit seinem Phonographen ein einfaches Diktiergerät, mit dem Aufnahme und Wiedergabe gleichermaßen gut funktionierten. (Thomas Edison war viel beschäftigt, etwa um dieselbe Zeit entwickelte er auch eine Vorrichtung für elektrisches Licht in Privaträumen.)

Bis 1925 wurden Tonaufnahmen rein mechanisch vorgenommen, erst ab 1926 konnten mit Transistorenschaltern auch elektrische Aufnahmen gemacht werden. 

Dann kam die Schellack

Indirekt haben wir den Hörgenuss im Tango Argentino, bei dem wir zum Großteil Musikstücke aus den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hören, auch einem kleinen Winzling zu verdanken: der Lackschildlaus. Dieser Schädling befällt in Südamerika und Zentral- und Ostasien viele Bäume, etwa Pappelfeigen oder Regenbäume. Aus dem Harz, das die Läuse produzieren, um ihre Nachkommen beim Wachsen zu schützen, lässt sich Schellack herstellen. Damit wurde schon vor etwa 3000 Jahren begonnen; das Material Schellack ist also schon um einiges älter als die Schellackschallplatte, in deren Materialzusammensetzung das Harz als Bindemittel verwendet wird. Für ein Kilogramm Schellack braucht man ca. 300.000–500.000 Lackschildläuse. 

Schellack wird heute auch noch als Möbelpolitur, in der Lebensmittelindustrie als Überzugsstoff und in Kosmetikprodukten als Glanzstoff verwendet. Gesundheitlich ist der Stoff unbedenklich, wenngleich untauglich für Vegetarier:innen. Außerdem werden ihm nicht immer ganz saubere Produktionsbedingungen nachgesagt (sprich: das Harz wird zu früh vom Baum geschabt, wenn der Nachwuchs noch nicht gänzlich geschlüpft ist). Hast du E-904 in deinem Kaugummi? Das ist Schellack.

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